Karl-Heinrich Zeuner nimmt Abschied

Nach 20 Jahren als Vorsitzender des BRK Kreisverband Rosenheim tritt Karl-Heinrich Zeuner zur Wahl 2021 nicht mehr an und überlässt seiner Nachfolgerin Daniela Ludwig einen hervorragend aufgestellten Verband. Das letzte Jahr als Vorsitzender hätte sich Heiner Zeuner sicherlich anders vorgestellt. Sein Wirken als Kreisversitzender hinterlässt deutliche Spuren. Ein Rückblick auf eine beeindruckende Bilanz!

Dorothea Haberl
Das Amt lehrt den Mann
Deutsches Sprichwort

Am 01.05.1960 begann mit dem Eintritt in die Wasserwacht-Ortsgruppe Freilassing meine BRK Laufbahn. Ich leistete Wachdienst als Rettungsschwimmer und war Ausbilder für Rettungsschwimmer. Die Kameradschaft untereinander hat mich beeindruckt und geprägt. Berufliche Veränderungen führten mich 1967 nach Rosenheim. Hier suchte ich sofort Kontakt zur Wasserwacht-Ortsgruppe Rosenheim. Meine bisherige Wasserwacht-Arbeit konnte ich am Simssee/Wachstation Sandbichler Bad (Baierbach) und den Stadt-Bädern fortführen. Zusätzlich engagierte ich mich im Vorstand der Ortsgruppe und in der Abteilung (heute Kreiswasserwacht) in unterschiedlichen Funktionen. Erstmals kam ich hier mit dem Kreisverband und seinem damaligen Geschäftsführer Johann Dobler in Berührung. Dies war neu. Trotz der schwierigen Art des Kreisgeschäftsführers konnte ich die Geschäftsstelle gut nutzen. Insgesamt musste ich feststellen, dass die Gemeinschaften vom Kreisverband abgekapselt waren und jeder sein eigenes Ding irgendwie selbstständig löste. Untereinander erfolgte kaum eine Zusammenarbeit. Die Wasserwacht Rosenheim funktionierte nach Bereinigung von vielen Karteileichen mit ihrer rührigen Vorstandschaft gut. Auch hier war die Kameradschaft untereinander hervorragend. Dies galt auch für alle Ortsgruppen im Landkreis. Der Wasserwacht-Bezirksleiter für Oberbayern, Kurt Krot, organisierte die Ausbildungsstrukturen für alle Wasserwachtssparten neu. Es gab dann Bezirksausbilder. In diesem Team durfte ich mitwirken. Ich war zuständig für die Ausbildung und Fortbildung der Lehrscheininhaber im Rettungsschwimmen in Stadt- und Landkreis Rosenheim. Durch das starke Wachstum der Wasserwachten in Oberbayern war dieser Schritt nach vorn notwendig geworden. In diesem Team konnte ich viele meiner Vorstellungen durchsetzen. Außerdem bekam ich Einblicke in den Bezirk und Landesverband. Die Verhältnisse dort begeisterten mich nicht. Ich konzentrierte mich auf meine Verpflichtungen.
1993 wurde ich vom Schatzmeister des Kreisverbandes Rosenheim, Herr Reißner, gebeten, mit der Neuwahl des Vorstandes sein Amt zu übernehmen. Ich sagte zu und wurde neuer Schatzmeister des Kreisverbandes. Die damalige Mitgliederversammlung war turbulent. Die Entfernung des Ehrenamtes vom Kreisverband war deutlich. Die vorgefundene Situation war nicht akzeptabel. Ich musste aber erkennen, dass Änderungen nur „step-by-step“ zu erreichen sind, diese aber für eine positive Zukunftsentwicklung unbedingt notwendig waren. Hierzu müssen das Hauptamt und das Ehrenamt vertrauensvoll mitgenommen werden. Eine Mammut-Aufgabe. Sie ging eigentlich über mein Schatzmeisteramt hinaus. Die Überzeugung aber, dass jedes einzelne Mitglied des Kreisvorstandes in seiner Verantwortung für einen gesamten funktionierenden Kreisverband steht, hat mich beflügelt, Änderungen bei den Schwachstellen anzustoßen und die Durchführung durchzusetzen.
Dabei galt:
Der Vorstand und die Geschäftsführung sind für das Hauptamt und das Ehrenamt in den Gemeinschaften da, und nicht umgekehrt. Insoweit ist Vertrauen untereinander absolut notwendig und wieder neu zu schaffen. Gerade bei finanziellen Auswirkungen von Entscheidungen ist dies wichtig. Alle Ebenen sind in die Abläufe einzubinden und größte Transparenz ist erforderlich. Die Jugendarbeit hat einen besonderen Stellenwert. Sie ist mit eine Grundlage für die Zukunft. Ebenso stabilisiert eine gute Öffentlichkeitsarbeit unsere Anerkennung und unseren Wert in der Bevölkerung. Positive Kontakte und Zusammenarbeit mit den übrigen anderen Hilfsorganisationen und den Feuerwehren schaffen durch Gemeinsamkeiten, gerade im K-Fall, eine gute Basis im Einsatz. Die finanzielle Situation des Kreisverbandes muss nachhaltig stabil gestaltet werden.
Durch die Wahl zum Kreisverbandsvorsitzenden 2001 konnte ich intensiv meine Vorstellungen bis jetzt (2021) weiterentwickeln. Für das Vertrauen und die Unterstützung, welche mir der jeweilige Kreisverbandsvorstand und die Geschäftsleitung in dieser Zeit entgegengebracht haben, bin ich dankbar. Es war immer ein gutes kameradschaftliches Team. Und so sollte es auch sein.
Folgende Maßnahmen (Schwerpunkte) wurden eingeleitet bzw. durchgeführt:

Kreisgeschäftsführung
Nach dem Eintritt in den Ruhestand der Geschäftsführer Herr Dobler und Herr Alraun, welche überwiegend verwaltungsmäßig arbeiteten, musste die Geschäftsführung auf ein neues Fundament gestellt werden. Das größte Hemmnis war, dass die Vergütung für eine solche verantwortungsvolle Tätigkeit vom Landesverband nicht angemessen vorgegeben wurde. Ich konnte den Landesgeschäftsführer überzeugen, dass dieser Umstand neu geregelt werden muss. Vom Landesverband wurde eine Kommission zur Lösung einberufen, bei welcher ich Mitglied war. Mit dem eingesetzten Leiter, Herrn Staatssekretär Markus Sackmann, konnte ich eine vertretbare Lösung finden. Des Weiteren war auch wichtig, dass die richtigen Sachkenntnisse für eine solche Position vorlagen. Erforderlich war ein Kaufmann bzw. ein Betriebswirtschaftler. Der Nachfolger, Herr Keller, erfüllte dies und nahm, bestätigt durch den Vorstand, seine Arbeit auf. Ein Jahr lang waren wir zufrieden. Aus Krankheitsgründen reichte dann die Leistung nicht mehr.  Der Vertrag wurde von mir einvernehmlich aufgehoben und die Stelle neu ausgeschrieben. Mein Favorit war Martin Schmidt - aus den eigenen Reihen. Ich konnte den Vorstand überzeugen und Martin Schmidt wurde Kreisgeschäftsführer und ist es immer noch. Einen besseren hätten wir nicht finden können. Er erfüllt mit seiner Tätigkeit alle meine Vorstellungen eines innovativ denkenden und sorgfältig, einfühlsamen handelnden Geschäftsführers. Ihm ist es gelungen Haupt- und Ehrenarbeit bei seiner Tätigkeit vertrauensvoll mitzunehmen. Danke, lieber Martin.

Verwaltung
Die Verwaltung wurde, soweit erforderlich, neu strukturiert. Ein weiterer Stellvertreter war mit Stefan Müller erforderlich. Eine Stelle für Öffentlichkeitsarbeit (Susanne Haidacher) wurde geschaffen, ebenso das Team „Koordination für das Ehrenamt“ und das neue Sachgebiet „Soziale Dienste“. Außerdem wurde ein Krisenmanagement etabliert und hauptamtliche Ausbilder nahmen Ihre Tätigkeit auf. Seit 2015 haben wir eine Asyl-Sozial-Beratungsstelle. Die EDV wurde eingeführt und weiterentwickelt. Das Projekt Digitalisierung wurde begonnen. Für die Betreuung unserer Liegenschaften/Baumaßnahmen wurde eine fachkompetente Stelle geschaffen und besetzt.
Die Bilanzsumme entwickelte sich von 1993: 4.633.746 EUR auf 2019: 10.660.699 EUR; das Haushaltsaufkommen von 1993: 5.583.860 EUR auf 15.377.677 EUR; die hauptamtlichen Mitarbeiter von 1993: 72 auf aktuell: 320, die Fördermitglieder von 1993: 11.800 auf aktuell: 24.300, die Hausnotruf-Einrichtung von 1993: 127 bis auf aktuell: 1.505
Die Zahlen sprechen für sich.
Zugänglich für den Vorstand, den Haushaltsausschuss und allen Gemeinschaften, wurde ein Berichtswesen über die monatliche finanzielle und wirtschaftliche Entwicklung eingeführt.

Gemeinschaften
Die Sanitätsbereitschaft Raubling wurde neu gegründet nachdem sich die Sanitätsbereitschaft in Brannenburg aufgelöst hatte. Die 5. Gemeinschaft „Wohlfahrt und Sozialarbeit“ (WuS) nahm im Kreisverband, wie auch im gesamten Landesverband, ihre Tätigkeit auf. Die Wasserwacht Oberaudorf wurde beim Bau ihrer Wasserwachtsstation finanziell unterstützt, ebenso die Bergwachstation, Sachrang, Rosenheim-Samerberg und Oberaudorf. Die Bergwachtstation im Hochries-Gebiet (Grotzach-Liegenschaft) und Hütte am Brünnstein wurde vom Kreisverband in den Verantwortungsbereich der Bergwacht Bayern überführt. Der Versicherungsschutz des Ehrenamtes für seine Tätigkeit wurde erheblich erweitert.
Vor jeder Vorstandssitzung des Kreisverbandes findet ein runder Tisch der Gemeinschaften statt. Dort werden die Entscheidungen des Vorstandes vorbereitet und die vergangenen Aktivitäten der Gemeinschaften dargelegt. Das Verständnis und die Bereitschaft aller Gemeinschaften sich gegenseitig vorbehaltlich zu unterstützen und füreinander da zu sein hat sich hervorragend entwickelt. Viele gemeinsame Aktionen haben dies bestätigt.


Baumaßnahmen

  • Bad Endorf I (Eigentum des Marktes Bad Endorf) Rettungswache und Mitbenutzung als RK-Heim - Fertigstellung –
  • Bad Endorf II (Eigentum KV) Anbau mit Garagen und Erweiterung der Räumlichkeiten und Verlegung der Rettungswache
  • Wasserburg (Eigentum KV) Neubau Rettungswache und BRK-Heim mit Garagen
  • Wasserburg (Eigentum KV) Garagenneubau
  • Kiefersfelden Garagenanbau
  • Prien (Eigentum KV) Neubau Rettungswache und BRK-Heim
  • Rohrdorf (Eigentum KV) Neubau RK-Heim mit Garagen
  • Rohrdorf in Vorbereitung z.Zt. Anbau (Beginn voraussichtlich 2021)
  • Raubling (Eigentum KV) Ankauf Gewerbeeinheit für neue Sanitätsbereitschaft Raubling
  • Feldkirchen-Westerham (Eigentum KV) Neubau Rettungswache, RK-Heim und Garagen
  • Oberaudorf (Eigentum KV) Wasserwachteinsatzstation am Luegsteinsee (auf Gemeindegrundstück)
  • Rosenheim KV-Gelände Carportanbau Ostseite, Anbau von Funktionsräumen für „Essen auf Rädern“
  • Sanierungsmaßnahmen an eigenen Objekten im größeren Umfang in Kiefersfelden, Aschau, Bad Aibling, Rosenheim (KV).

Grundstückserwerbe
Erweiterung unseres KV eigenen Geländes an der Tegernseestraße durch Ankauf eines Nachbargrundstücks (unbebaute Fläche mit Hofbefestigung und Garage), sowie durch Ankauf eines weiteren angrenzenden Grundstücks mit Gebäude von der Sparkasse Rosenheim – Bad Aibling.


Fuhrpark
Unser Fuhrpark wurde seit 1993 kontinuierlich auf ein hohes modernes Niveau gebracht. Hervorzuheben sind die Beschaffung des Einsatzleitwagens (ELW) im Jahr 2000 sowie dessen Neubeschaffung 2017, zwei Wasserwacht-Einsatzleiter Fahrzeuge, ein Jugend-Fahrzeug und ein Spezial-Fahrzeug: Das Herzenswunschmobil.


Angemietete Räumlichkeiten
In Kolbermoor und Bruckmühl wurden für die dortigen Sanitätsbereitschaften Rot-Kreuz-Heime angemietet und ausgestattet. In Bruckmühl dient das Heim auch als Standort für den dortigen First-Responder.

Wesentliche Projekte

  • Einführung eines „ambulanten Pflegedienstes“ 1996
  • Einführung „Betreutes Wohnen“ seit 1999
  • Einrichtung von „Kleiderläden“ seit 2002
  • Einrichtung der „Tafel“ in Raubling 2008
  • Wiederaufnahme des Tätigkeitsbereichs Blutspende 2016
  • Einrichtung „Kinder, Jugend und Familie“ seit 2020, inzwischen drei Einrichtungen (Bad Aibling, Schönau und Prien)
  • Einrichtung von zwei Vergaberettungswachen (Achenmühle und Feldkirchen-Westerham)
  • Durchführung von zwei OVB-Weihnachtsspendenaktionen gemeinsam mit den anderen Hilfsorganisationen und den Feuerwehren des Landkreises und der Stadt Rosenheim, ebenso, in diesem Rahmen, mehrere Präsentationen in Rosenheim auf dem Max-Josef-Platz.
  • Durchführung einer Spendenaktion für die Türkei-Erdbebenopfer
  • Einführung des Models „Herzenswunschmobil“ (Erfüllung eines letzten Wunsches von schwerkranken Menschen)
  • Erweiterung der Ausrüstung für den K-Schutz, insbesondere Notstromaggregate und Anmietung eines Zentrallagers.
  • Investition in ein großes Notstromaggregat im Kreisverband Rosenheim zur Stabilisierung des Betriebsstromes bei Stromausfall.
  • Während früher „Essen auf Rädern“ nur im Stadtgebiet als Tiefkühlkost zugestellt wurde, erfolgt seit geraumer Zeit die Bedienung von Kunden im gesamten Landkreis;  und wenn gewünscht mit Heißverpflegung.
  • Durchführung der 150 Jahr Rot-Kreuz-Feier in Rosenheim / Max-Josef-Platz

Kooperationen

  • Einführung eines Runden Tisches der Hilfsorganisationen, Feuerwehren, Land- und Bundespolizei, K-Schutz-Verantwortlichen der Stadt Rosenheim und des Landratsamtes seit 2007.
  • Schaffung freundschaftlicher und fachlicher Zusammenarbeit mit der ÖRK-Bezirksstelle Kufstein/Österreich.

Wesentliche Einsätze

  • Hochwasser in Bayern
  • Schnee-Chaos in Bayern
  • Teilnahme beim Betrieb einer Corona-Teststation an der Autobahn bei Kiefersfelden in Kooperation mit den anderen Hilfsorganisationen des Landkreises
  • Mitwirkung bei der Bewältigung der Corona-Epidemie
  • Busunglück BAB 93
  • Flüchtlingskrise (Betreuung)
  • Zugunglück in Bad Aibling

Projekte (nicht zu meiner Zufriedenheit)

  • Rettungswache und BRK-Heim Kiefersfelden: Hier bestand ein erheblicher Sanierungsstau. Mit dem stellvertretenden Schatzmeister war ich einig, dass ein Verkauf mit Neubau an anderer Stelle sinnvoll wäre. Der Vorstand trug die Lösung nicht mit und beschloss die Sanierungsmaßnahmen. Letztendlich kam der Aufwand fast einem Neubau gleich.
  • Rettungshundestaffel: Mit großer Unterstützung lief das Projekt gut an. Plötzlich entstehende Zwistigkeiten in der Mannschaft brachte die Arbeit in der Gruppe zum Erliegen. Die Sache war nicht mehr reparabel. Wir haben unterschätzt, dass die Symbiose Hund und Hundeführer/in auf anderen Säulen beruht, als BRK-Mitglied aus Überzeugung und ausgebildeter Hund. Die Rettungshundestaffel musste aufgelöst und konnte nicht wieder neu belebt werden.
  • Drohneneinsatzgeräte: Der Fachbereich Drohne des BRK-Tirschenreuth demonstrierte den Einsatz von Drohnen zur Information in Prein am Chiemsee. Nachdem ich bereits bei der Bergwacht Hausham eine solche Vorstellung gesehen hatte, war ich von einer sinnvollen Investition in diese Technik für unseren Kreisverband überzeugt. Auf meine Bitte erläuterten die Kameraden aus Tirschenreuth unserem runden Tisch der Gemeinschaften die Verantwortung und Anwendungsbereich samt Kosten für einen Drohnen-Fachbereich. Nach intensiver Diskussion in unserer Runde ergab sich, dass für Notwendigkeit für einen solchen Fachbereich in Rosenheim nicht gesehen wurde. Das Projekt war gestorben.

Ergebnis
Wir haben uns 1993 bis 2021 zu einem großen BRK-Kreisverband in Bayern entwickelt. Der Kreisverband mit seinen Gemeinschaften ist gut aufgestellt und leistungsfähig. Die Bevölkerung und die Behörden können sich auf uns verlassen. Wir sind ein stabiler Hilfsfaktor in der Stadt Rosenheim und im Landkreis. Im Bezirks- und Landesverband sind wir geschätzt und anerkannt.
Dies war alles nur möglich, weil

  • gut ausgebildete und engagierte haupt- und ehrenamtliche Kameraden entsprechend unserer Rot-Kreuz-Grundsätze gewirkt haben
  • die Führungskräfte in den Gemeinschaften, der Vorstand und Geschäftsführung im Kreisverband sowie die Verwaltung verantwortungsvoll und verständig zusammengearbeitet haben

Hierzu mein herzlichster Dank, ich bin mit unseren Ergebnissen des gesamten Teams außerordentlich zufrieden

Ende gut, alles gut!
Deutsches Sprichwort

Alles Gute für euch alle in der Zukunft, bleibt´s gesund!

Euer
Heiner Zeuner

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